Agnieszka Pisarska
Welche Adjektiven können graduiert werden...
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Agnieszka Pisarska
Wroclaw (Breslau), Polen
drozdow@poczta.fm

WELCHE ADJEKTIVE KÖNNEN GRADUIERT WERDEN
UND WELCHE NICHT


INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort
1. Einleitung
2. Semantische Kriterien der Klassifizierung
2.1 Graduierbarkeit der Adjektive bei verschiedenen Autoren
2.2 Die nicht Graduierbarkeit der Adjektive bei verschiedenen Autoren
3. Syntaktische Kriterien der Klassifizierung
3.1 Die graduierbaren und nicht graduierbaren Adjektive bei verschiedenen Autoren
4. Nachwort
5. Bibliographie


VORWORT

Diese Arbeit hat als Ziel, das Problem der graduierbaren und nicht graduierbaren Adjektive darzustellen. Ich habe dafür eine Reihe von entsprechenden Bearbeitungen herangezogen, die es mir ermöglicht haben, dieses Problem möglichst exakt darzustellen, zu analysieren und dadurch den anderen auf eine zugängliche Weise zu vermitteln.

In der Einleitung habe ich mich mit der Aufteilung der Klassifizierungskriterien und ihrem Einfluß auf sie beschäftigt. Im zweiten Kapitel habe ich die semantischen Kriterien der Klassifizierung von graduierbaren und nicht graduierbaren Adjektiven nach verschiedenen Autoren dargestellt. Das vierte Kapitel habe ich der Analyse von syntaktischen bzw. morphosyntaktischen Klassifizierungskriterien bei verschiedenen Autoren gewidmet. Das fünfte Kapitel beinhaltet das Nachwort.

1. EINLEITUNG

In meiner Arbeit werde ich die graduierbaren und nicht graduierbaren Adjektive nach semantischen, syntaktischen bzw. morphosyntaktischen Kriterien untersuchen. Der Grund liegt darin, daß die Graduierbarkeit der Adjektive nicht von den morphologischen Merkmalen selbst abhängt. Wenn es um diese morphologischen Kriterien- die Bildung der Komparationsformen (Positiv, Komparativ, Superlativ und Elativ) geht, sind sich die Autoren der von mir herangezogenen Materialien einig. Sie benutzen zwar einen anderen Begriff, um diesen Prozeß zu benennen (G. Helbig, J. Buscha - Graduierung, Duden- Steigerung, Duden und U. Engel- Komparation, P. Eisenberg- Komparierung), aber sowohl G. Helbig, J. Buscha, Duden als auch P. Eisenberg und U. Engel erklären ihn nach dem gleichen Muster, daß heißt: der Positiv wird ohne Endung gebildet, der Komparativ wird durch Anhängen der Endung -er an den Positiv gebildet. Dabei werden umlautfähige Vokale der Positivform teilweise umgelautet. Der Superlativ wird mit Hilfe der Suffixe -st oder -est gebildet. Bei der Superlativform werden ähnlich wie im Komparativ umlautfähige Vokale teilweise umgelautet. So werden die Methoden der Graduierung in allen Büchern gleich dargestellt. Die Bedeutung der einzelnen Adjektive, also die semantische Ebene übt auf die Klassifizierung der graduierbaren und nicht graduierbaren Adjektive einen großen Einfluß aus. Sie wird auch von verschiedenen Autoren unterschiedlich betrachtet.

G. Helbig, J. Buscha unterscheiden zwischen relativen und qualitativen Adjektiven. Die relativen Adjektive drücken das Merkmal eines Objekts der Realität durch dessen Beziehung zu einem anderen Objekt bzw. Realitätsfaktor wie z.B. Raum oder Zeit aus. Die qualitativen Adjektive drücken die Merkmale (Eigenschaften) eines Objekts der Realität direkt durch die eigentliche Bedeutung aus.

Beispiele: relativ das mütterliche Haus - das Haus der Mutter
der ungarische Wein - der Wein aus Ungarn
qualitativ der kleine Junge
die schöne Frau

In der Duden- Grammatik bilden absolute und relative Adjektive Gegenbegriffe. Die Autoren unterscheiden auch zwischen mehreren Gruppen von Adjektiven als G. Helbig, J. Buscha, wenn es um die semantische Ebene geht, wie z.B. sensorische, qualifizierende, relationale und klassifizierende Adjektive. Sensorische Adjektive bezeichnen Eigenschaften, die mit den Sinnen erfaßbar sind, wie z.B. Farbe- weiß, schwarz; Form- eckig, rund; Ton- leise, laut u.s.w. Qualifizierende Adjektive beschreiben Eigenschaften wie: Zeit- spät, Ästhetik- schön, häßlich. Relationale Adjektive nennen Eigenschaften, die eine Zugehörigkeit bezeichnen, wie z.B. Geographie- amerikanisch, afrikanisch; Religion- griechisch, katholisch; Staat/ Volk/ Sprache- polnisch, deutsch. Die letzte Gruppe der klassifizierenden Adjektive beschreibt Eigenschaften, die eine Klasse oder einen Typus bezeichnen, wie z.B. Epoche- romantisch; Beruf- ärztlich u.s.w.

Bei P. Eisenberg treten wieder die Begriffe der absoluten und relativen Adjektive auf. Hier haben sie jedoch eine unterschiedliche Bedeutung. Absolute Adjektive bezeichnen Eigenschaften im eigentlichen Sinne, d.h. ihre Extensionen sind Klassen von Objekten, wie z.B. blau, rund, entdeckt; relative Adjektive betonen die Tatsache, daß die beschriebenen Eigenschaften relativ sind und immer von den in Rede stehenden Objekten abhängen, wie z.B.: hoch, lang, tief. Qualitätsadjektive ähneln in mancher Beziehung den relativen, erweisen sich jedoch als Teilklasse der absoluten, wie z.B. gesund, gut, fleißig. Denominale Adjektive bezeichnen Eigenschaften auf der Basis der Bedeutung von Substantiven, wie z.B.: staubig, eifrig, ärztlich, französisch.

Beim letzten Autor , U. Engel, dessen Werk hier auch herangezogen wurde, treten folgende Gruppen von Adjektiven nach semantischen Kriterien auf: quantifikative, referentielle, qualifikative, klassifikative und Herkunftsadjektive. Qualifikative Adjektive bezeichnen Eigenschaften, Beschaffenheiten, wie z.B.: alt, blond, mutig. Klassifikative Adjektive geben nicht Beschaffenheiten, sondern die Klassenzugehörigkeit aufgrund bestimmter Merkmale an, wie z.B. kommunal, öffentlich.

Eine wichtige Rolle spielen hier auch die syntaktischen Merkmale. Die Graduierungsmöglichkeit hängt hier auch von vielen Faktoren ab und wird bei verschiedenen Autoren unterschiedlich erfaßt. G. Helbig, J. Buscha teilen die Adjektive nach morphosyntaktischen Kriterien, wie folgt: attributiv-prädikativ, nur prädikativ und nur attributiv. Qualitative Adjektive werden attributiv-prädikativ gebraucht, relative Adjektive werden dagegen nur attributiv gebraucht. Bei nur prädikativ gebrauchten Adjektiven handelt es sich um Adjektive, die teils Fremdwörter sind, teils von Substantiven gebildet sind und teils in Wendungen stehen, wie z.B. futsch, schnuppe, kurz und bündig. Die beiden ersten Gruppen werden entweder graduiert oder nicht graduiert. Die letzte Gruppe wird weder dekliniert noch graduiert. Bei Duden werden attributiv, nur prädikativ, attributiv und prädikativ- nicht adverbial, attributiv und adverbial- nicht prädikativ gebrauchte Adjektive unterschieden. Auch wesentliche syntaktische Kontexte haben bei P. Eisenberg die Formen der Komparationsstufen gemeinsam. Sie sind sowohl attributiv, als auch prädikativ wie adverbial verwendbar.

Laut U. Engel können die Adjektive nach syntaktischen Kriterien in folgenden Klassen verwendet werden:

Nur die attributive Verwendung ist bei jedem Adjektiv möglich und nur in solchem Fall werden sie flektiert, also auch kompariert.

In meiner Arbeit werde ich die Adjektive entweder graduierbar (bzw. nicht graduierbar) oder komparierbar (bzw. nicht komparierbar) nennen. Der Grund liegt darin, daß dieser Prozeß bei verschiedenen Autoren anders bezeichnet wurde. Im nächsten Kapitel versuche ich die semantischen Kriterien der Klassifizierung näher darzustellen und zu analysieren.


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Erstmals erstellt: 18. November 2000

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